Die Mitte


Buddhismus und Medizin
Wir sind was wir denken. Alles was wir sind entsteht durch unsere Gedanken. Mit unseren Gedanken gestalten wir die Welt      Buddha

Wir sind mit der Tatsache konfrontiert, dass viele von uns durch vielerlei unattraktive Erinnerungen an Kindergottesdienst, Konfirmationsunterricht und den zu meist unpassender Zeit ausgeübten Zwang  Stunden auf harten Bänken in der Kirche sitzen zu müssen, geprägt sind. Dies und eine besonders stark in Deutschland praktizierte Verwendung überholter und an die heutige Zeit unangepasster Sprachbegriffe und Betonungen im kirchlichen Gottesdienst steigern kaum dessen Attraktivität . Umso attraktiver und spannender hört sich dagegen all das an was aus dem Osten insbesondere vom Buddhismus zu uns herüber kommt. Ohne deswegen Buddhist werden zu müssen können wir uns von den sanften Worten und Schriften berühren lassen und sie als Wegweiser für unser Leben benutzen. Eine viele tausend Jahre  alte Weisheitslehre die den Weg aus dem Leid zum Glück beschreibt ohne dabei zu verheimlichen das bereits der Weg das Ziel und damit das Glück zugleich sein darf.
Dabei stellt sie wertvolles täglich ganz einfaches Gedankengut in den Raum das uns als Werkzeug dienen kann um das was gerade ansteht besser meistern zu können. Hinweise und Wahrheiten die wenn wir sie annehmen und ihnen Platz in unserem Bewusstsein einräumen unser Denken und Handeln so veredeln werden das wir mehr Freiheit, Erleichterung, Gelassenheit und Glück und weniger Leid erfahren werden.
Die Freiheit des Buddhismus             Im 7. Jahrhundert bestand ein reger Austausch Tibets mit den Nachbarkulturen in China, Indien, Nepal, den Oasenstädten Zentralasiens, den westlichen Regionen der Hochebene und Persien. Den größten Eindruck in allen Bereichen der tibetischen Kultur hat aber der Buddhismus hinterlassen. Seine Missionare kamen aus Indien, China und Zentralasien. Mit dem Buddhismus verbreiteten sie auch die damit eng verbundene Medizin. Gerade diese enge Verbindung von Medizin und spirituellem Kern macht die Tibetische Medizin zu einer so einzigartigen Erscheinung.
Zu seinen Lebzeiten war er als "der Grosse Arzt" bekannt. Der frühe indische Buddhismus nannte den Buddha auch "König der Heiler". Seine gesamte Lehre dreht sich um die Frage, wie das Leiden zu verhindern beziehungsweise zu überwinden sei. Die Medizin, die der Buddha verordnet, um unser Leiden und unsere Verblendung zu überwinden, ist seine Lehre, der Dharma. Im Buddhismus geht es nicht um Glauben im westlichen Sinne, sondern vielmehr um Entwicklung. Und zwar um eigenverantwortliche Entwicklung hin zu einem "besseren" Menschen. Im besten Sinne, d.h. die Förderung und Entwicklung unseres Potentials an Freude, Weisheit, Furchtlosigkeit, Vernunft, Liebe, tatkräftiges Mitgefühl.

Universeller Geist und menschliches Bewußtsein
Es geht um die Beherrschung oder besser Umwandlung unsere negativen Seiten und Gefühle und um die Kultivierung mehr altruistischer Ideale.
Das attraktive ist vielleicht auch, das Buddha und die nachfolgenden Meister nicht nur ein Ziel anbieten, sondern auch einen praktikablen Weg dorthin.
Und Buddha verabschiedete sich aus diesem Leben mit den Worten: Seid euch selbst ein Licht, achtet respektiert und helft euch gegenseitig. („The purpose of each soule is to assist each other)Angesichts von 2500 Jahren erfolgreich angewendeter Methoden und nachweisbarer Erfolge, die persönlich überprüfbar und nach-erlebbar sind, finde ich es kein Wunder, dass die Lehre Buddhas und seine Methoden, Sichtweisen und Hilfestellungen heute, grade im gut ausgebildeten Westen, so großen Anklang finden.Zum anderen ist es grade für naturwissenschaftlich denkende Menschen von großem Interesse, das alle moderne Naturwissenschaft insbesondere die Quantenphysik die Aussagen Buddhas zur Wirklichkeit, Realität, Materie sowie die Aussagen zur Erkenntnistheorie zunehmend bestätigt.
Es ist sicherlich richtig, dass der Dalai Lama auf viele Menschen im Westen eine sehr große Anziehungskraft ausübt und der Buddhismus dank ihm auch in den Industrieländern eine immer größere Verbreitung findet. Aber auch das Land Tibet an sich trägt hier eine große Rolle dazu bei. Wer einmal das Vergnügen hatte Tibet zu bereisen wird genau wissen wovon ich rede. Es leben dort Menschen die in erster Linie durch ihre auffällige Freundlichkeit und die Glückseligkeit sich von anderen Menschen unterscheiden - zumindest soweit ich das beurteilen kann. Man fragt sich bei einem Besuch von Tibet spätestens wenn man die Unendlichkeit der kargen Pflanzenlosen Landschaften erfasst hat zwangsläufig wie so „arm“ lebende Menschen (zum größten Teil) so glücklich sein können.
Auch in anderen Ländern die durch den Buddhismus geprägt sind ist eine solche Tendenz feststellbar, auch wenn ich noch kein Land bereist habe was sich mit Tibet in diesen Punkten ernsthaft messen kann. Den Buddhismus der dort gelebt wird live zu erleben ist eine Erfahrung die ich nicht mehr missen möchte und diese zu machen, ich jeden nur empfehlen kann.

Es fällt mir schwer zu glauben, dass jemand der mit offenem Herz und Verstand in die Region reist, nicht automatisch an unserer Lebensweise Zweifel entwickelt. Ich bin kein Buddhist geworden nach dieser Reise, aber ich habe viel vom Buddhismus gelernt und behaupte, dass dies für jeden von uns gut wäre. Auch wenn vielleicht nicht jeder so zur Glückseligkeit findet, aber es würde die Welt sicherlich ein Stück weit besser machen.
Buddhismus ist in großen Teilen gesunder Menschenverstand, Erkenntnislehre und darüber hinaus eine ganzheitlich arbeitende Methode mit seinem Geist zu arbeiten. Worum es geht ist letztlich die völlige Entwicklung des uns innewohnenden Potentials an Weisheit, Freude, Furchtlosigkeit und begabter Liebe (Tatkraft) und die Auflösung unserer Unwissenheit. Buddha ist hier Vorbild und Lehrer, kein Gott. Der Geist aller Menschen ist gleich, egal ob sie Tibeter, Eskimos, Indianer oder Europäer sind, egal ob sie Buddhisten sind oder nicht, deswegen kann Buddhismus auch in (fast) allen Kulturen erfolgreich praktiziert werden, außer die Kultur hat etwas gegen freie Auswahl der geistigen Inhalte und erlaubt keine freie Wahl.
die Lehre des Buddhas, die zum Ausprobieren einlädt und zum kritischen Ausprobieren ermuntert, in einer Welt ohne Schöpfer, ohne Erbsünde, ohne Seele. Und mit einem Kreislauf von Wiedergeburten, den man durch gute Taten und Gedanken zumindest positiv beeinflussen kann, bevor dann dem Erleuchteten das Verlöschen winkt, das Nirwana.

Lebe ein gutes und ehrbares Leben. Wenn Du älter bist und zurückschaust wirst du es noch einmal genießen können. Dalai Lama

Edle Wahrheiten auf dem Weg zu einer starken Mitte
Das disziplinierte Befolgen goldener Lebensregeln des Buddhismus wird  Momente der Klarheit spürbar werden lassen die es ermöglichen das Leben  expansiv nach  eigenen Vorstellungen zu gestalten und unmögliches möglich werden zu lassen.

Die erste Wahrheit
Alles was ist, ist unbeständig und einer ständigen Wandlung unterworfen und schließlich vergänglich.
Die Erfahrung der Vergänglichkeit ist immer wieder auf schmerzvoll und führt zu Leid (körperliches und seelisches Leiden= Krankheit)
Das Verständnis, die Akzeptanz und  Meisterung der oftmals leidvollen Herausforderungen des Lebens ermöglicht Weiterentwicklung und Wachstum.
Leben bedeutet das Wechselspiel zwischen Glück und Leiden auszuhalten, es zu akzeptieren, zu achten und sich nicht gegen den Fluss zu stemmen.

Die zweite Wahrheit
Die Hauptursache des Leids ist die Begierde, d.h. die Anhaftung an Dinge die der Vergänglichkeit unterworfen  und damit nicht festzuhalten sind. Das „Haben Wollen“, bzw. die Nichterfüllung von Wünschen und  Bedürfnissen ist schmerzvoll und schafft  Leiden. Die Unwissenheit über diese Zusammenhänge der Ursachen des Leids wirkt der Auflösung des Leids entgegen und verhindert gleichzeitig tiefe Einblicke in die Wirkungsweise und Zusammenhänge der Realität. Innere Leere, Disharmonie und Frustrationen sind das Resultat Das Festhalten an der Vorstellung eines beständigen, von allem anderen getrennt existierenden Ich ist die grundlegende Verblendung, aus der alle anderen hervorgehen. Nach der buddhistischen Philosophie, Psychologie und Medizin ist dieses Festhalten am Ego der Grund für alles Leiden und alle Krankheiten

Die dritte Wahrheit
Der buddhistischen Tradition entsprechend strebt der Tibeter nicht nach materiellen Dingen sondern nach einer Befreiung von materiellen Anhaftungen, da diese ihm die Wahrnehmung der Wirklichkeit verstellen und ein Leben im Hier und Jetzt blockieren. Durch die Identifizierung mit seinen Wünschen und Begierden erlebt der Mensch der heutigen Zeit auf unbewusster Ebene eine Trennung von seinem wirklichen Sein. Sein Blick wird vernebelt und er erkennt nicht mehr was er wirklich will und braucht. So sieht er nicht seine Talente und Potentiale und erlebt so eine innere Leere. Diese versucht er dann umso stärker mit dem Einverleiben irdischer Besitztümer zu füllen. Dies führt auf oberflächlicher Ebene zu einer scheinbaren Befriedigung vergrößert aber in Wahrheit die Kluft zwischen der oberflächlichen Scheinwelt und dem wahren Sein. Das Leid ist durch einen wachen Geist auflösbar.
Die vierte Wahrheit
Der 8-fache Pfad zur Befreiung besteht im Praktizieren von Freigebigkeit, Sittlichkeit, Geduld, Anstrengung, Mitgefühl, Dankbarkeit Konzentration und Weisheit. Sittlichkeit ist ein Geisteszustand, in dem man bewusst darauf verzichtet, sich auf irgendeine Situation oder irgendein Geschehen einzulassen, das sich für andere als schädlich erweisen würde.
Der 8-fache Pfad
"Rechte"bedeutet  nicht einseitig, nicht ich-bezogen, sondern auf das Ganze bezogen, vollständig, was angemessen ist, was weder zwiespältig noch einseitig ist. Buddhas Weg ist ein Weg der Mitte, der alle Extreme meidet. Die ersten beiden Glieder beziehen sich auf das Denken und die Gesinnung. Für einen Buddhisten fängt das Tun nicht erst mit der Tat an, die Vorbereitungen für eine Tat finden immer im Denken statt, ob bewusst oder unbewusst. Die Pfade drei bis fünf beziehen sich auf das sittliche Verhalten, und bei den letzten drei Gliedern geht es um das Geistestraining, den Zugang zur spirituellen Dimension. Der Begriff "Pfad" ist hier nicht im Sinne eines linearen Fortschreitens von Stufe zu Stufe gemeint: Alle Komponenten sind von gleicher Wichtigkeit und sollten daher immer gleichzeitig geübt werden, auch wenn dies unterschiedlich gut gelingt.
In dem Maße, wie ich in meinem Leben Liebe verkörpert habe in Gedanken, Worten und Taten, habe ich den Frieden verwirklicht, der alle Vernunft übersteigt. Manche Freunde waren verwundert wenn sie mich in Frieden wahrnahmen, und beneideten mich darum, sie fragten mich, wie ich zu diesem kostbaren Besitz gekommen sei, Ich konnte nur diese Erklärung geben, dass ich dem Gesetz unseres Wesens – der Wahrheit und Liebe- zu gehorchen suche.      Mahatma Gandhi

Die Pfade im Einzelnen
Rechte Anschauung bzw. rechte Erkenntnis
Einsicht und Anerkennung der vier edlen Wahrheiten und umfasst das bewusste Erkennen und Verstehen, wie Leiden entsteht. Denn Unwissen, falsches Wissen, führt zum Leiden: Leiden entsteht durch das Hängen der Sinne an Dingen, die auch selbst substanzlos und vergänglich sind. Es ist also das Haften unbeständiger Sinne an unbeständigen Geistesobjekten bzw. Vorstellungen und Überzeugungen. Dadurch entstehen ein Durst, eine Gier, und die entsprechenden Gefühle, wie Ablehnung, Hass und Zorn, die alle leidvoll sind.
Rechte Gesinnung bzw. rechter Entschluss
Handelt es sich um einen heilsamen Gedanken, also einen Gedanken, der mir und den anderen Wohl beschert, oder um einen unheilsamen Gedanken, der mir und anderen Ungemach oder Leiden beschert.
Rechte Rede
Lüge, Verleumdung, Schimpfen, unnützes Gerede und Klatsch sind zu meiden. Damit sollen andere zu heilsamem Tun angeregt werden. Wie die Gedanken ist die Rede heilsam oder unheilsam, nützlich oder unnützlich, wahr oder falsch. Ein Wort  soll zur rechten Zeit gesprochen werden, es soll wahr, zweckmäßig sein und aus liebevoller Gesinnung kommen.  Wichtig ist das es kommen darf wenn es raus will und das es nicht zurückgehalten wird.
Rechtes Handeln
Eine Tat, die mich oder andere beschwert, ist zu meiden. Die Tat, die dem Wohl des ganzen dient und sowohl mir als auch anderen dient ist zu tun.
Rechter Lebenserwerb
Bedeutet, einen Beruf auszuüben, der anderen Lebewesen nicht schadet. Das sind in erster Linie Berufe die mit rechter Lebensführung unvereinbar sind Metzger, Jäger, Soldat, Waffenhändler, Drogenhändler und Tierhändler.
Rechtes Streben bzw. rechte Anstrengung
Rechtes Streben bzw. rechte Anstrengung bezeichnet den Willen, Affekte wie Begierde, Hass, Zorn, Ablehnung usw. bei Wahrnehmungen und Widerfahrnissen zu kontrollieren und zu zügeln. Wie beim "rechten Denken" geht es hier um das Prüfen seiner Gedanken, und das Austauschen unheilsamer Gedanken durch heilsame Gedanken
Rechte Achtsamkeit
Rechte Achtsamkeit betrifft zunächst den Körper: Bewusstwerdung aller körperlichen Funktionen wie Atmen, Gehen, Stehen usw.; Bewusstwerdung gegenüber allen Sinnesreizen, Affekten und allen Denkinhalten. Sie sollen umfassend bewusst gemacht sein, um sie kontrollieren zu können. Die Achtsamkeit auf das "Innere" prüft die Geistesregungen und benennt sie. Es geht um ein Bewusstwerden des ständigen Flusses der Gefühle und der Bewusstheitszustände. Die Achtsamkeit auf das „Äußere“ bewirkt, ganz im Hier-und-Jetzt zu sein, nicht der Vergangenheit nachzugrübeln und nicht in der Zukunft zu schwelgen.
Rechtes Sich-versenken bzw. rechte Sammlung                    Stille, Besinnung und Meditation sind der Weg zur Mitte
Die Qualitäten der Urmaterie
Nicht unerwähnt bleiben sollen die 3 Gunas die den 3 tibetischen Energieprinzipien nahe verwandt sind. Gunas  nennt man nach dem philosophischen Konzept der indischen Samkhya-Philosophie jene drei Kräfte, aus denen die Urmaterie, zusammengesetzt ist. Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung) und Sattva (Klarheit, Güte, Harmonie).
Nach der Lehre von den Gunas ist die niedere Natur des Menschen aus diesen drei Qualitäten gebildet, die immer im Menschen wirksam sind: Die Mischung der Kräfte ist verschieden. Dabei kann eine der drei Kräfte in der Person besonders herausgestellt sein, jedoch sind die beiden anderen immer vorhanden. So findet sich in einem Menschen, der gänzlich von Tamas beherrscht wird, von Trägheit und geistiger Dunkelheit, immer auch Spuren von Rajas und gelegentlichem Aufblitzen von Sattva.
Rajas (Sanskrit, die Bewegung) ist die Leidenschaft und stellt somit das dynamische und kämpferische Element dar.  Rajas verursacht jede Art von Bewegung und veranlasst im Körper die Tätigkeit der Tatorgane. Rajas wirkt antreibend und betrübend und gehört zur Unreinheit. Überwiegt Rajas so wird es das "Glutreiche" genannt. Es wird davon ausgegangen, dass die Menschen generell unter dem Banne der Leidenschaft stehen.
Tamas (Sanskrit, Dunkelheit) ist  die Dunkelheit und die Trägheit.  Tamas ist schwer und hemmend. Es ist die Ursache, dass die Dinge fallen und sich gegenseitig verdecken. Und auf ihm beruht es, wenn die Organe schwerfällig sind und es erschwert die Erkenntnis. Tamas wirkt hemmend und verwirrend und gehört zur Unreinheit Überwiegt im Ichbewusstsein Tamas, so nennt man es den "Ursprung der Elemente" (bhutadi), denn die Finsternis, welche diese Erscheinungsform kennzeichntet, ist dumpf und ungeistig. Auf den Tieren lastet Tamas. Herrscht bei den psychischen Zuständen Tamas vor, so erscheinen sie in ihrer verblendeten und unreinen Erscheinungsform. Eine Beherrschung von Rajas, des Begehrens und der Leidenschaft, durch strenge Disziplin berge die Gefahr, dass neben einem stillen Frieden sich die Kräfte der Trägheit (Tamas) ausbilden und die positiven Kräfte der Dynamik verloren gehen. Eine wirkliche Beeinflussung der Gunas kann nur durch die eigene Erfahrung der eigenen Positionierung als stiller Beobachter geschehen. Nur so kann man als Zeige beobachten, wie die „Wellen“ der Gunas auf- und absteigen und lernen, seine eigene Natur zu verstehen. In einem zweiten Schritt würde es mit zunehmender Bewusstheit ganz von selbst  möglich sein, diese Natur zu beeinflussen.
Sattva ( das wahre) verkörpert Reinheit und Ausgeglichenheit. Es wird als die höchste der drei Gunas betrachtet, da es einem Menschen Wahrhaftigkeit und Weisheit verleiht und einem Ding Reinheit. Mit Sattva ist die Farbe weiß verbunden. Sattva ist leicht und erhellend  Es verursacht das Aufwärtsstreben in den Dingen und die Regsamkeit der Organe. Es vertreibt das Dunkel und ermöglicht Erkenntnis. Herrscht bei den psychischen Zuständen Sattva vor, erscheinen sie in ihrer guten Erscheinungsform. Sattva führt zu Erkenntnis und Erlösung. Überwiegt im Ichbewusstsein Sattva, welches Helligkeit und Klarheit  und damit Erkenntnisfähigkeit verkörpert, so wird es als das "auf Umgestaltung Beruhende"  genannt. Sattva herrscht bei den Göttern vor. Es wirkt erhellend und erfreuend. In der Meditation zielt das Streben dahin im Zustand der Versenkung die volle Beherrschung des Geistes zu gewinnen und die Verschiedenheit der Seele von der Materie zu erkennen. Der Yogi wird sich dadurch bewusst, dass auch die reinste Form der Materie, Sattva, aus der der Geist gebildet ist, von der Seele verschieden ist. Diese Erkenntnis bildet die Grundlage für die Erlösung.
Die Heilkraft von Sattva
Neben anderen Schriften des Hinduismus geht die Bhagavadgita im siebzehnten und achtzehnten Kapitel ausführlich auf die Gunas ein und beschreibt ihre elementare Bedeutung für das Denken und Handeln des Menschen. Sie nennt u.a. drei Arten des Glaubens drei Arten von Opfer, drei Arten der Buße oder Askese  sowie die drei Arten der Barmherzigkeit beim Spenden von Gaben. Diese machen den Unterschied zwischen den drei deutlich.
Die drei Arten der Opfer:
1. Wer nicht nach Lohn fragt und die Riten nach Vorschrift ausführt, hat eine von Sattva erfüllte Haltung.
2. Wer jedoch scheinheilig und nach Belohnung heischend opfert, hat die Haltung des Rajas.
3. Wenn bei einem Opfer jedoch der Glaube fehlt und gegen die Opfervorschriften gehandelt wird, so überwiegt Tamas, die Dunkelheit.
Die drei Arten der Askese :
1. Wenn die Übung um ihrer selbst willen ausgeübt wird, ohne Gedanken an eine Belohnung, herrscht Sattva vor.
2. Rajas herrscht dagegen vor, wenn man mit den Übungen nur Ehre erlangen will oder sich heuchlerisch kasteit.
3. Tamas dominiert, wenn die Übungen um einer törichten, falschen Idee willen mit großer Müh und Qual für den Übenden oder in der Absicht, einem anderen zu schaden, unternommen werden.
Die drei Arten von Gaben):
1. Die Spende ist von der Art des Sattva, wenn die Barmherzigkeit würdigen Menschen (Arme, Waisen usw.) zu Gute kommt und dies am rechten Ort und zur rechten Zeit geschieht.
2. Die Gabe ist von der Art der Rajas, wenn diese in der Erwartung von Gegenleistungen oder um einer Belohnung willen getätigt wird .
3. Das Geben ist von der Art des Tamas, wenn Ort und Zeit ungeeignet sind, wenn die Motive unrein oder schlecht sind und mit Geringschätzung gegeben wird.